Lea Hampel schreibt in der Süddeutschen Zeitung über Zölle – wann sie Sinn ergeben und warum sie trotzdem falsch sind.
Entweder wir exportieren Waren, oder wir exportieren Menschen
Am Anfang nennt Hampel ein Zitat, das man auch in der heutigen Zeit erwarten könnte. Es kommt aber vom deutschen Reichskanzler Graf von Caprivi, der die Forderung nach Freihandel mit dem Satz: „Entweder wir exportieren Waren, oder wir exportieren Menschen“ begründete
In den Jahrhunderten davor haben Zölle immer eine wichtige Rolle gespielt: Großbritannien baute seine Vormachtstellung ab dem 15. Jahrhundert durch Zölle auf – und verzichtete, als es sich Freihandel leisten konnte. Die USA und von Caprivis Vorgänger Bismarck machten es ähnlich.
Zölle können sinnvoll sein
Der Cambridge-Ökonom nennt dies das „protektionistische Jahrhundert“. Unter den Zöllen hat auch die eigene Bevölkerung gelitten, unter anderem durch Hohe Brotpreise. Für den Historiker Jan-Otmar Hessen können Zölle für neu entstehende Industrien sinnvoll sind, solange sie nicht wettbewerbsfähig sind. Ebenso müssen die Zölle so bald wie möglich wieder abgeschafft werden. Außerdem drohen Gegenzölle und Investitionsunsicherheit. Für Trumps Zölle gilt dies nicht: er will alte Industrien zurückholen und sie wohl auch nicht abschaffen.
Trump holt Zölle aus der handelspolitischen Trickkiste zurück
Durch das Gatt-Abkommen wurde der internationale Handel nach dem 2. Weltkrieg geregelt und waren der Baustein eines globalen Wachstums und komplexer internationaler Produktionsketten.
Zölle waren lange Zeit kein Mittel für Handelskonflikte, wohl aber Quoten oder Subventionen. Es gibt mehrere Gründe, warum die USA nun wieder auf Zölle zurückgreift. Sie schwächen den Dollar, sind einfach und symbolträchtig. Sie verwenden Maßnahme einer alten, vermeintlich guten Zeit. Historiker Hesse nennt dies ein nationalistische Spektakel.
Zölle als populistisches Mittel – schon bei von Caprivi
Zölle funktionierten bereits bei Reichskanzler von Caprivi als populistisches Mittel. Von Caprivri lieferte mit seinem Zitat zwar den Grundstein für die deutsche Identität als Exportweltmeister. Aber er musste zurücktreten wegen des großen Widerstands der Unternehmerschaft. „Der Shitstorm und der Lobbyismus, sie sind nun mal ebenso wenig moderne Erfindungen wie der Protektionismus“.