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Samstag, 23. Juli 2022

Bleibt uns die (3-D)-Inflation erhalten?

Das ARD-Magazin Plusminus präsentiert in seiner Ausgabe drei Gründe, warum wir wohl auch langfristig mit steigenden Preisen rechnen müssen: die Demoskopie, die De-Karbonisierung und die De-Globalisierung.

Demographie – die Alterung der Gesellschaft

Die Menschen werden älter, es gibt schon jetzt in vielen Bereichen einen Fachkräftemangel in ganz unterschiedlichen Berufszweigen. Dieser Kampf um Mitarbeiter*innen wird mit steigenden Löhnen einhergehen und könnte damit dauerhaft ein Grund für Inflation sein.

De-Karbonisierung – weg von fossilen Brennstoffen

Die Zeit der vergleichsweisen günstigen und fossilen Brennstoffe ist vorbei. Dies ist spätestens seit dem russischen Überfall auf die Ukraine klar und wird schon aus Klimaschutzgründen notwendig sein. Der Wandel zu Klimaneutralität wird kosten – und damit ein Faktor für steigende Preise.

De-Globalisierung – der Trend zu nahen Produktionsstätten

Ein ebenso durchaus wünschenswerter Effekt ist die Rückkehr vieler Unternehmen zu heimischen Produktionsstätten und zur Lagerhaltung. Bereits die Corona-Krise hat gezeigt, dass die Abhängigkeit von weltweiten Lieferungen riskant ist, auch hier bestätigt der Ukraine-Krieg den Trend.

Alle drei Ds sind zumindest teilweise positiv zu bewerten, d.h. eine gewisse Preissteigerung bleibt uns wohl erhalten und ist in „normalen“ Zeiten nicht so schlimm.

Freitag, 22. Juli 2022

Die Anstalt zur Inflation – und Friedrich Merz

Sie ist wieder da – die Inflation und die Debatte über geeignete Maßnahmen. In der Satire-Sendung Die Anstalt wurden die Positionen von Friedrich Merz. Er steht sinnbildlich für klassische Aussagen über die Inflation, die nicht (mehr) zutreffend sind.

Wachsende Geldmenge und Inflation

In der Sendung wird Friedrich Merz mit dem Satz zitiert: Je niedriger Zinsen, desto höher Schulden, desto höher Inflation. Nicht nur er verweist auf die Ursache für die Inflation, dass die Europäische Zentralbank in den letzten Jahren den Markt mit Geld geflutet hat.
Dies geschieht allerdings schon seit Jahren, ohne dass die Inflation gestiegen ist – im Gegenteil 2020 drohte sie sogar ins Minus zu kippen.
Entscheidend ist die Umlaufgeschwindigkeit, also die Frage, ob das Geld auch als Nachfrage wirksam wird.

Schulden und Inflation

Auch der Zusammenhang zwischen Schulden und Inflation ist nicht so eindeutig, wie Friedrich Merz diesen darstellt. Es gibt Länder mit einer gigantischen Verschuldung und niedriger Inflation – z.B. Japan und Länder mit einer geringen Verschuldung, aber einer sehr hohen Inflation – die Türkei wird hier als Beispiel genannt. Die bestehende Verschuldung ist also nicht das Problem, zusätzliche Schulden könnten jedoch zur Inflation führen.

Konsumausgaben sind rückläufig

Eine weitere klassische Annahme zur Inflation – die Preise steigen wegen hoher Nachfrage – stimmt in der aktuellen Krise nicht. Die Konsumausgaben sind sogar zurückgegangen. Die Ursache für die steigenden Preise lassen sich im Moment darauf zurückführen, dass das Angebot zu knapp ist. Sieht man von den Energiekosten ab, ist die Kerninflation nicht stark gestiegen. Für die Bürger*innen ist dies gar kein oder nur ein schwacher Trost, die Frage ist aber dennoch, ob die Leitzinserhöhungen bei der Inflationsbekämpfung wirklich helfen oder gar die Wirtschaft in eine Rezession stürzen könnte.

Faktencheck

Wie bei jeder Sendung gibt es einen Faktencheck. Verwiesen wird auf die Süddeutsche Zeitung, die Friedrich Merz einen gefühlten Wirtschaftsexperten nennt. 
Das Dezernat Zukunft bietet Informationen zur Verschuldung und den Konsumausgaben
Über die Gefahren einer Leitzinserhöhung berichtet die Tagesschau

Donnerstag, 21. Juli 2022

Utopia – bekommen wir ein Über-Universum?

Die spannende Dokumentation Utopia von Angela Andersen und Claus Kleber wirft einen kritischen Blick auf aktuelle Entwicklungen rund um das Silicon Valley.
 

Zukunftsthemen werden verbunden

Themen, die wir bisher meist isoliert voneinander sehen – künstliche Intelligenz, verdrahtete menschliche Gehirne aus reiner Mathematik geborene Krypto-Währungen, Aussiedlung von Menschen auf andere Planeten - sind Hebel im Ringen um die Herrschaft in dieser zukünftigen Ordnung. Die Vernetzung von Algorithmen, Gen- und Gehirnforschung und milliardenfacher digitaler Kommunikation wird noch viel mächtigere Wirkung haben.

Einfluss der Visionäre auf Menschen

Mit diesen Entwicklungen verbunden sind mächtige Akteure wie Elon Musk oder Mark Zuckerberg. Ihr Glaube an den technischen Fortschritt und ihre Ziele beeinflussen das Leben von Milliarden Menschen.
Zu Wort kommen Kritiker wie der Historiker Fred Turner, der vor allem die Metaversum-Visionen von Mark Zuckerberg als große Gefahr sieht. Ähnlich sieht es Jaron Lanier, der sogar die Menschheit in Gefahr sieht. Andere Interviewpartner verweisen auf die Chancen, so Tav Shande, der künstliche Stadtwelten erbaut und damit die Trennlinie zwischen Virtualität und Realem immer mehr auflöst.

Gegensteuern durch die Politik

Die Politik ist nicht machtlos gegen diese Allmachtphantasien. Die Vizepräsidentin der EU-Kommission und Ressortchefin für Digitale Zukunft Margrethe Vestager hat sich mit Zähigkeit und mit Milliarden-Strafen auch in Washington und Silicon Valley Respekt verschafft. Und auch der US-Kongress hat reagiert und schaut den Techgiganten genauer auf die Finger.

Dennoch hinterlässt die Dokumentation ein beklemmendes Gefühl, denn die Akteure haben schon oft bewiesen, dass sie ihre Visionen konsequent umsetzen.