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Freitag, 13. September 2019

Schulden – weder gut noch böse

Schulden sind ein sensibles Thema, das merke ich bei jedem Seminar, in dem es sich um Geld dreht.
Dabei sind Schulden an sich weder gut noch böse, sondern es kommt auf den Zusammenhang an.
Für einen Häuslebauer oder ein Unternehmer kann es absolut sinnvoll sein, Schulden aufzunehmen, um bereits jetzt über das Haus oder die Maschine zu verfügen, die dann später abbezahlt wird.

Über die Höhe der Schulden

Auch die Höhe der Schulden ist nicht immer entscheidend: Der amerikanische Milliardär J. Paul Getty, der sein Vermögen im Ölgeschäft aufgebaut hat, hat in Bezug auf Schulden mal gesagt: Wenn du der Bank 100 US-Dollar schuldest, dann ist das dein Problem. Wenn du der Bank 100 Millionen schuldest, dann ist es das Problem der Bank.

Verschuldete Staaten sind nicht (immer) arm

Industriestaaten sind wesentlich höher verschuldet als Entwicklungsländer, sowohl in Bezug auf die Höhe als auch das Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt, das häufig als Gradmesser gesehen werden.
Wenig Schulden bedeutet also nicht unbedingt Reichtum, im Gegenteil gibt es bei den wenig verschuldeten Staaten viele, denen niemand Geld gibt.

Schulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt

Sogar die Schulden im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt sind nicht immer ein verlässlicher Indikator. Der Harvard-Ökonom Kenneth Rogoff hat mal die Schwelle von 90 % als kritische Marke genannt, bis ihm ein Student aufgezeigt hat, dass er sich verrechnet hat.
Lange Zeit hatte Spanien eine niedrigere Quote als Deutschland und während der Euro-Krise trotzdem massiv Probleme an Geld zu kommen – im Gegensatz zu Deutschland.

Inlands- vs. Auslandsschulden

Ein weiteres Kriterium ist die Unterscheidung zwischen Schulden im Inland und Ausland. Auslands-schulden könnten als politisches Druckmittel eingesetzt werden. Aber auch Schulden im Inland sind nicht unproblematisch, es besteht die Gefahr, dass alles kollabiert: Staat, Banken, Versicherungen – und letztlich auch das Vermögen der Bürger.