Roman Pletter schreibt in der ZEIT über die Bedeutung des Dollars – aus Anlass des Streits von Donald Trump mit Jerome Powell, dem Chef der amerikanischen Zentralbank.
Falschmünzer in Gegenwart und Vergangenheit
Von Kaiser Nero zu Friedrich der Große – viele versuchten Gold durch schlechtes Material zu versetzen und so zu schummeln. Donald Trump geht anders vor, wenn er versucht den Dollar zu entwerten, um Schulden leichter zurückzahlen zu können. Er versucht Einfluss auf die Zentralbank zu nehmen und fordert eine massive Senkung der Zinsen, um seine Schulden zu finanzieren. Der Chef der Zentralbank nimmt seine Aufgabe den Wert des Dollars zu schützen aber ernst und weigert sich bisher die Zinsen zu senken.
Die Superkraft des Dollar
Der Dollar hat eine Superkraft. Er ermöglichte den USA nach dem Bürgerkrieg den Aufstieg und einigte das Land. Der Glaube an die Stabilität des Dollar und des damit verbundenen Finanzsystems ist eine der zentralen Grundlagen amerikanischer Macht. Verschiedene Präsidenten versuchten gegen diese Macht anzukommen, der letzte war Richard Nixon. Er gab den Goldstandard auf, der jedem Dollar eine bestimmte Menge Gold garantierte. Die Inflation stieg, die Fed-Chef Paul Volcker mit Zinsen bis zu 20 Prozent ein brutales Ende setze. Die Folgen: Hohe Arbeitslosigkeit, steigende Hypothekenkredite und die Pleiten armer Staaten wie Argentinien und Sambia, die Schulden in Dollar aufgenommen hatten und sich die Zinsen nicht mehr leisten konnten.
Ökonomische Gewaltenteilung
Unabhängige Zentralbanken sind die Antwort auf diese Versuche der Falschmünzerei. Sie sollen die Bürger schützen, damit eine Regierung Geld nicht aus politischen Gründen entwertet. Es wird heftig um die richtigen Maßnahmen gestritten, unstrittig ist aber Grundsatz, dass Banker die Zinsen erhöhen, wenn die Preise zu schnell steigen. Das wiederum reduziert den Lohnanstieg und damit den Druck auf die Preise für Produkte, die mit Lohnarbeit hergestellt werden.
Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem
Gegen diese wissenschaftliche Erkenntnis wehrten sich in der Vergangenheit der türkische Präsident Erdogan und nun Donald Trump. Der Arbeitsmarkt ist ausgelastet, die Zölle werden für Inflation sorgen – Gründe also gegen eine Zinssenkung. Zur Finanzierung der Steuererleichterungen will Trump aber niedrigere Zinsen. Anders als bei Erdogan wird aber die ganze Welt die Probleme spüren. Schon der Finanzminister von Nixon wusste: "Der Dollar ist unsere Währung, aber euer Problem."
Damals war die Situation ähnlich: Amerika importierte mehr Waren, als es exportierte. Das wollte der Präsident ändern, indem er den Dollar abwertete und damit heimische Produkte billiger und ausländische teurer machte. Mit dem Ende des Bretton-Woods-System sank der Wert des Dollars. Nun fühlten sich viele Staaten um große Summen betrogen.
Dollar wurde sogar noch mächtiger
Die Bedeutung des Dollars stieg danach sogar an: 54 Prozent aller Exportrechnungen werden heute in Dollar abgerechnet, obwohl der globale Handelsanteil der USA nur bei gut 17 Prozent liegt. Auch bei den Zentralbankreserven fallen fast 58 % auf den Dollar, gerade mal 20 % auf den Euro und den chinesischen Renminbi 2,2 %. Die USA fahren gut mit dieser Entwicklung. Mit ihren Dollars kaufen sie Güter im Ausland ein, diese fließen zurück in Investitionen und Wertpapiere. Nicht das Ausland nimmt die USA aus, indem sie dort Waren verkauft: die USA kaufen einen großen Teil auf Pump bei Ausländern., die die eingenommenen Dollars dann billig an die Amerikaner zurückverleihen.
Es geht um gewaltige Summen
Globale Investoren u.a. Zentralbanken halten mit 8 Billionen Dollar rund 30 % der US-Staatsverschuldung. Der Markt für die Staatsanleihen ist das Fundament des globalen Finanzmarkts. In Krisen geht besonders viel Geld in die USA: Wenn die Welt untergeht, wird die US-Volkswirtschaft am längsten überdauern und die dortige Regierung als Letztes zahlungsunfähig. Diese Machtbasis kann kaum erschüttert werden, außer es kommt der Verdacht auf, dass der Dollar entwertet werden soll. Deshalb ist die Aufgabe von Powell so wichtig: Er muss die ökonomische Gewaltenteilung verteidigen, damit der Dollar nicht aus politischen Gründen entwertet wird.
Militärische Macht und Weltwährungen
Weltwährungen kommen und gehen: Nach der spanischen Währung, folgte im 17. und 18. Jahrhundert der niederländische Gulden. Bis 1914 dominierte das Britische Pfund. Danach teilte es sich den Status der Leitwährung mit dem US-Dollar, bis dieser 1945 allein übernahm. Es ist kein Zufall, dass es die militärisch dominanten Kräfte waren. Kenneth Rogoff schriebt dazu: "Militärische Macht und Währungsdominanz ergänzen sich gegenseitig." Zusätzlich bietet die USA eine Vielfalt von Anlagemöglichkeiten, den andere nicht bieten können. Europa hat keinen geeigneten Kapitalmarkt, China ist unattraktiv, weil der Rechtsstaat unsicher ist. So schnell wird Amerika seine Vormachtstellung nicht verlieren, dennoch ist der Wert des Dollars zum Euro bereits um 10 % gesunken.
Falschmünzerei ab nächstem Jahr?
Im kommenden Jahr darf Trump einen Nachfolger von Powell benennen. Wenn die neue Führung Trump nachgibt und die Anleihemärkte sie nicht sofort stoppen, werden die Amerikaner das später ausbaden müssen. Es kann kommen wie bei Nixon oder wie bei der Finanzkrise in den 2007 und die Spekulationsblase Kleinanlegern, Banken und Großinvestoren um die Ohren flog.
Diese Falschmünzerei hat eine lange Tradition und war in den Gründungsjahrzehnten sogar eine Hilfe beim Aufbau des Landes. Dann wurde der Dollar zur Mittel der Vereinigung. Für den Autor ist es skurrile Wendung der Geschichte, dass Donald Trump vom Secret Service beschützt wird - der war zum Ende des Bürgerkrieges gegründet worden, um Geldfälscher zu verfolgen.
Seminare zur Sozial- und Wirtschaftspolitik
Die Politik von Donald Trump betrifft viele meiner Themen. In meinen Vorschlägen zur Wirtschaftspolitik geht es um Handelskonflikte, Zölle und die Bedeutung des Geldes.