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Montag, 18. September 2023

Künstliche Intelligenz: Wie sie Wachstum und Jobs beeinflusst

Alexander Hagelüken beschreibt in einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung, wie künstliche Intelligenz Wachstum und Jobs beeinflussen könnte. Löst die Technologie gesellschaftliche Probleme oder ist sie ein frauenfeindlicher Stellenkiller?

Der mögliche Boom

Die Potenziale scheinen gigantisch, Experten gehen von bis zu 2,6 Billionen Dollar aus - fast die jährliche Wirtschaftsleistung Großbritanniens. Am meisten profitierten Branchen wie Finanzen, Hightech und Biotech. "Geringere Arbeitskosten, neue Jobs und höhere Produktivität könnten die globale Wirtschaftsleistung substanziell steigern". Andere sind skeptisch, dennoch ist das Potential faszinierend, dass Inhalte ohne Zusatzkosten entstehen.
Moritz Schularick, Präsident des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) befürchtet, dass Europa erneut abgehängt wird. Statt klassische Branchen zu subventionieren, fordert er mehr Geld für diese Zukunftstechnologie.

Der Flug zum Mond

Die USA pumpen viel Geld in Künstliche Intelligenz und hoffen auf einen Effekt wie beim Flug zum Mond. Sie soll bei vielen Großproblemen helfen, aber auch hier gibt es Nachteile. Der Aufstieg der Technologie ist in China mit zunehmender Überwachung verbindet. Auch andere Diktaturen könnten KI aus China zum ausspähen nutzen.

Die Jobs

Historisch brachten neue Technologien mehr neue Jobs als alte wegfallen. Und diesmal? Viele Bürojobs und an Informationsschaltern könnten überflüssig werden. Da Frauen in diesen Bereichen besonders vertreten sind, könnte die Technologie frauenfeindlich wirken. Ein Expertenbericht für die Bundesregierung sagt voraus, dass durch die Digitalisierung insgesamt bis 2040 genauso viele Stellen neu entstehen wie wegfallen. Die Herausforderung wäre dann vor allem, Beschäftigte so weiterzubilden, dass diese beim Wandel mithalten können.
Traditionell hat der technische Fortschritt vor allem gering qualifizierte Arbeit ersetzt. Diesmal dürften zum Beispiel auch Anwälte betroffen sein, Datenanalysten und Programmierer.

Die Ungleichheit

Eine weitere Befürchtung ist die Zunahme von Ungleichheit. Forscher raten, das Ganze nicht dem Markt zu überlassen. KI könnte Tätigkeiten verbessern - und dadurch Menschen produktiver macht.
Dies gilt auch für die Verteilung der Gewinne. Bei der industriellen Revolution dauerte es gut 100 Jahre, bis die Masse ihren Anteil am Wohlstand bekam - weil sie ihn sich über Gewerkschaften und linke Parteien erkämpfte.
Die Digitalisierung schaffte viele schlechtbezahlte Tätigkeiten wie Essenauslieferer. Erst der Mindestlohn setzte ein klares Zeichen. Experten fordern deshalb, dass auch bei der KI frühzeitig Gegengewichte geschaffen werden.

Samstag, 9. September 2023

Das Betteln der Industrie um Staatshilfen ist erbärmlich

Karl-Heinz Büschemann schimpft in der Süddeutschen Zeitung über die Bundesregierung und die Industrie. Er hält das Betteln um Staatshilfe für erbärmlich.

Gejammere auf allen Ebenen 

Während der Corona-Krise wurde die Mehrwertsteuer für die Gastronomie gesenkt. Diese Sonderregel wird nun auslaufen. Glaubt man den Vertretern, leiden darunter nicht nur Gastronomen, sondern die gesamte Gesellschaft.
Auch andere Industrien malen den Untergang an die Wand, wenn der Staat nicht sofort handelt. Chipfirmen lassen sich neue Fabriken teuer bezahlen, die Chemieindustrie fordert einen gedeckelten Strompreis.

Milliardenhilfen nicht nötig

Die Reihe der Bittsteller wird immer länger. Wenn eine Branche erfolgreich Geld lockermachen kann, fühlt sich die nächste berechtigt, ihrerseits Ansprüche anzumelden. Wohl nach dem Motto: Wer jetzt nicht bettelt, ist selbst schuld. Die Chancen auf Erfolge stehen gut. Die Regierung plant weitere Ausgaben für Heizungen, soziale Zwecke und denkt weiter über Schattenhaushalte nach. Vermutlich sind es mittlerweile sogar mehr als die offiziell genannten 63 Milliarden Subventionen.

Deutschland ist kein Sanierungsfall

Der Autor wendet sich gegen die Erzählung, dass Europas größte Industrienation ein Sanierungsfall ist. Zwar gibt es Krisensymptome, ein völliger Absturz über Nacht droht aber nicht. Auch die Unternehmen sieht er in der Pflicht: Statt sich um ihre Geschäfte und deren ständige Erneuerung zu kümmern, verwenden Branchen und Unternehmen ungewöhnlich viel Energie darauf, Geld beim Staat einzufordern.“

Innovationen fordern

Die Aufgabe von staatlicher Wirtschaftspolitik ist es, Innovationen zu fördern und Unternehmen zu befähigen, sich immer wieder zu erneuern. Es nutzt also wenig, Geld auszugeben, um bestehende Geschäfte zu retten. Besorgniserregend ist auch, dass Branchen mit der stärksten Lobby Geld vom Staat bekommen.
Es ist Aufgabe des Staates, in Notfällen in die Wirtschaft einzugreifen, mittlerweile ist die Subventionspolitik aber zu weit gefasst. Derzeit zeigt sich die Schwäche des Subventionsstaats: Er kann mit Geld um sich werfen. Optimismus erzeugt er nicht.