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Sonntag, 20. Februar 2022

Unser Gesundheitssystem ist krank

Werner Bartens geht in der Süddeutschen Zeitung mit unserem Gesundheitssystem hart ins Gericht: Dieses System ist krank. Schuld daran ist der Profitwahnsinn in der Medizin. Er widerspricht dem penetranten Selbstlob, dass Deutschland gut durch die Krise gekommen ist.

Kosten werden sozialisiert, die Gewinne privatisiert

Für Barents ist das deutsche Gesundheitssystem vollkommen heruntergewirtschaftet. Statt sich um die Daseinsfürsorge zu kümmern, ist es zu einem Industriezweig verkommen – einem sehr umsatzstarken.
Kliniken müssen Gewinne erwirtschaften, unrentable Abteilungen werden geschlossen, nicht lukrative Kranke sollen sich woanders auskurieren. Zurecht vermerkt er, dass bei Polizei und Feuerwehr niemand fordern würde, dass diese Gewinne machen sollen. Durch die Privatisierung gibt es eine Umverteilung von Geld aus dem Solidarsystem zur Vermehrung der Gewinne von Aktionären.

Patienten sind die Opfer

Wenn Chefärzte für Masse bezahlt werden, sind die Patienten die Opfer. Dass viele oft gut behandelt werden, liegt letztlich an der Selbstausbeutung von Ärzten und Pflegepersonal
Eine Ursache ist die Fallpauschale: Pro Diagnose bekommt das Krankenhaus eine bestimmte Summe. Es gibt also einen Anreiz weitere Diagnosen zu codieren, Kranke werden kränker gemacht als sie sind – oder „blutig entlassen“ Eine weitere Absurdität - Sonderzahlungen für viele Operationen. „Da kann die die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff schon mal einseitig positiv ausfallen“

Es fehlen Leute, die pflegen und trösten

In Krankenhäusern sind neue Jobs entstanden: Codierfachkräfte, Hygienefachkräfte und Qualitätssicherer. Sie sorgen für viele Prüfplaketten, dafür fehlen Menschen, die anderen Menschen pflegen, trösten und ihnen beistehen.

Ein Haus würde zusammenbrechen

Bartens bringt einen interessanten Vergleich zum Hausbau, bei dem die Handwerker für jede Steckdose oder Wasserhahn behalt werden. Das Haus enthielte zu viele Steckdosen und schränke zum dreifachen Preis – und würde zusammenkrachen, obwohl die Handwerker bestens ausgebildet sind – und sie würden keine Mitarbeiter finden.

Freitag, 11. Februar 2022

Das Pflegedesaster

Eine Dokumentation der Reihe ZDF Zoom beschäftigt sich mit der schwierigen Situation bei der Pflege: Zu viel Belastung, zu wenig Geld und Personal. Viele der Probleme bestehen seit Jahren, die Corona-Pandemie macht es endlich für alle sichtbar.

Verschärfung durch Corona

Die Situation in der Pflege hat sich durch die Corona-Pandemie weiter verschärft. Einige befürchten, dass die Situation durch die Impfpflicht Mitte März noch verschärft werden können. Präsentiert werden aber auch Beispiele, bei denen Einrichtungen bereits jetzt nur Geimpfte arbeiten lassen und es nur wenige Kündigungen gab.

Vielfältige Lösungsansätze

In deutschen Kliniken fehlen schon jetzt 50.000 Pflegekräfte, 2030 werden es über 60.000 sein. Schon jetzt sind Klinken und Pflegeeinrichtungen kreativ, um Beschäftigte zu halten oder neue zu bekommen. Es gibt Kopfprämien, werben Fachkräfte aus dem Ausland oder heuern Leasingfirmen an. Diese dürfte es eigentlich gar nicht geben, so der Leiter einer Zeitarbeitsfirma.

Bessere Arbeitsbedingungen

Bei Zeitarbeitsfirmen finden viele Pfleger*innen bessere Arbeitsbedingung. Auch für eine Krankenpflegerin wäre auch durch deutlich mehr Geld nicht zu halten gewesen. Dennoch ist die Bezahlung ein wichtiger Faktor: einerseits um die bereits tätigen Pfleger*innen besser zu entlohnen, andererseits um den Beruf dauerhaft attraktiv zu machen. Das Problem wird auf jeden Fall bleiben: es wird mehr Menschen geben, die Pflege benötigen, gleichzeitig werden viele Pfleger*innen in Ruhestand gehen.

Video

Einen Teil der Dokumentation gibt es auf dem Youtube-Kanal von ZDFheute