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Donnerstag, 28. August 2025

Digitale Ohnmacht - Deutschland im Bann von Big Tech"

Eine interessante Dokumentation in der ARD beschäftigt sich mit der Macht der Big Tech Unternehmen – und der Ohnmacht in Deutschland. Der Beginn des Films zeigt die Motivation der Filmemacher. Bei der Amtseinführung von Donald Trump stehen die wichtigsten Techunternehmen direkt hinter ihm – und wollen von ihm profitieren. 
Unsere Daten liegen zu großen Teilen auf den Servern von US-Unternehmen, die nicht demokratisch legitimiert noch an europäisches Recht gebunden sind. Die Dokumentation fragt, wie es so weit kommen konnten konnte. 
Das Video können Sie in der Mediathek und in einer gekürzten Version auf dem ARD-Youtube-Kanal anschauen 



Die Autoren gehen auf verschiedene Entwicklungen ein:

(Fehl)entscheidungen in Deutschland 

Viele innovative Ideen sind in Deutschland gestartet: MP3, die Plattform XING oder das Verzeichnis StudiVZ. Aus diesen guten Ideen entstanden aber wenige erfolgreiche Unternehmen – die Gewinne machten andere. Weitere Gründe für die Probleme in Deutschland sind die verschleppte Digitalisierung und zu geringe Unterstützung der innovativen Unternehmen. 

Was machen die USA anders?

In den vereinigten Staaten gibt es eine größere Risikobereitschaft und deutlich mehr Kapital. Die Sozialen Medien mussten keine Verantwortung für die Inhalte übernehmen. Zusammen mit dem weitgefassten Begriff von Meinungsfreiheit kann fast alles publiziert werden. Seit Trumps zweiter Amtszeit ist auch die Zeit der Faktenchecks vorbei. 
Die Medien konnten sich eine große Machtfülle in den USA und weltweit erarbeiten. Hinzu kommt die Macht der Regierung. Durch den Cloud Act müssen im Bedarfsfall alle Daten an Regierung weitergegeben werden. 

Reaktionen der Europäer 

Die sozialen Medien gewinnen auch in Europa an politischem Einfluss. Beim Sieg der Brexit-Befürworter gelten sie als entscheidend und auch in Deutschland begleiten sie den Aufstieg der AfD. In Deutschland. Mit dem sogenannten Facebook-Gesetz folgt bereits 2017 ein Gesetz, das der Verbreitung von Hass Einhalt gebieten soll. 
In Europa folgen zwei Gesetze: Der Digital Service Act soll die großen Anbieter zwingen, Hass und Lügen zu entfernen, der Digital Markets Act, der die Vormachtstellung verringern. Erste Strafen gegen Apple und Meta wurden verhängt, unklar ist wie es im laufenden Handelskonflikt weitergehen. 

Wie könnte es weitergehen?

Im Film kommen einige Personen zu Wort. 
Mathias Döpfner ist Chef des Axel-Springer-Verlags. Er sah die US-Konzerne lange als Vorbild, heute sieht er die Dominanz kritisch. Er erwartet eine  Revolution durch künstliche Intelligenz und hofft dabei auf echten Wettbewerb. 
Die EU-Abgeordnete Alexandra Geese kämpft für die digitalen Gesetze – und für Strafen. Sie fordert, dass die Europäer Rückgrat zeigen
Der Wissenschaftler Martin Andree fordert einen wehrhaften Staat: die Portale für ihre Inhalte haften müssen, sobald sie Geld damit verdienen. Das würde sie sehr schnell dazu bringen, illegale Inhalte zu löschen. 
Der neue Digitalminister Karsten Mildenberger möchte die Liebe zur Technologie mit Regulierung verbinden. 

Freitag, 16. Mai 2025

EU-Alternativen zu US-Diensten

Anlässlich des Zollstreits mit den USA wird zur Zeit über Alternativen zu US-Anbietern bei Dienstleistungen diskutiert. Es gibt sie, aber (warum) werden sie auch genutzt?

EU-Alternativen zu US-Diensten

In der Süddeutschen Zeitung beschreiben Meike Schreiber, Simon Berlin und Nils Heck Alternativen.

Paypal: Gibt es auch auf europäisch

Bisherige Versuche waren nicht erfolgreich. Mit der neuen Zahlungs-App Wero gibt es nun eine Alternative. Der Dienst ermöglicht es, Geld ohne Iban zu senden und zu empfangen – allein mithilfe einer Telefonnummer oder E-Mail-Adresse, so wie bei Paypal. Ob der Durchbruch gelingt, hängt davon ab, ob Kunden die App nutzen und Onlineshops dieses Verfahren akzeptieren.

Whatsapp: Threema bietet Schweizer Diskretion und Sicherheit

Mit Instagram, Facebook und Whatsapp kontrolliert Meta drei der weltweit wichtigsten Kommunikationsplattformen. Die Chats auf WhatsApp verschlüsselt, landen aber auf den Servern. Eine datensparsamerer Messengerdienst ist der US-Dienst Signal. Der Schweizer Messenger Threema bietet sogar noch etwas mehr Anonymität, kostet aber einmalig sechs Euro ein geringer Preis für mehr Privatsphäre.

Mastercard und Visa: Die Girocard ist günstiger

Mastercard und Visa dominieren den Markt, in Deutschland gibt es aber mit der Girocard, hinter der die deutsche Kreditwirtschaft steht. Für Händler ist es günstiger, wenn Kunden mit der Girocard statt Visa- oder Mastercard bezahlen. Schwieriger ist es im Internet, wo die Karte ebenso wie im nichteuropäischen Ausland häufig nicht akzeptiert wird.

Google Translate: Das Kölner Start-up DeepL ist die Alternative

Das Kölner Start-up DeepL hat sich aufgrund technischer Überlegenheit zu einem Milliarden-Start-up mit mehr als 900 Mitarbeitern entwickelt, das den Vergleich mit Google nicht scheuen muss. Es ist ähnlich gut und manchmal sogar präziser, beherrscht aber mit 33 Sprachen noch nicht so viele wie die US-Konkurrenz. Mit Einschränkung funktioniert die Übersetzung kostenlos, für zahlende Kunde werden die Daten nicht gespeichert.

Gmail: Mailbox und Posteo erleichtern den Abschied von Google

Die deutschen Anbieter Mailbox und Posteo bieten günstige, sichere und datenschutzfreundliche Postfächer. Beide Dienste kosten in der Grundversion einen Euro pro Monat, sind werbefrei und legen großen Wert auf Nachhaltigkeit.

E-Books von Amazon: Bibliotheken werden unterschätzt

Bei „Stadtbibliothek“ denken viele an angestaubte Bücher. Es gibt aber viele Bibliotheken, die gegen eine geringe Gebühr Bücher online zur Verfügung stellen. Auch viele Buchhandlungen sind digitaler als man denkt und verkauft das E-Book zum gleichen Preis wie Amazon.

 

Einer muss den Anfang machen

Nils Heck kommentiert in der Süddeutschen Zeitung die Abhängigkeit von US-Technologien. Es gibt Alternativen, wir müssen Verantwortung übernehmen.

Die meisten Menschen nutzen die Tech- und Finanzkonzerne jeden Tag und haben bisher kaum über die Nachteile dieser Abhängigkeit nachgedacht. Mit der Wahl von Donald Trump hat sich dies geändert – es ist von digitaler Souveränität die Reden. Die Alternativen gibt es, aber nun müssen Taten folgen. Jemand muss anfangen, die europäische Alternative nutzen und andere auffordern zu folgen. Nur wenn Leute folgen, kann sich die alternative Lösung durchsetzen. „Jeder Einzelne zuerst, egal, was die anderen machen und was die Masse macht.

Der Wechsel ist nicht immer möglich, z.B. wenn das eigene Unternehmen andere Lösungen nutzt, auch für soziale Meiden und Navigation gibt es derzeit keine gleichwertigen Alternativen. In vielen Bereichen gibt es sie aber: Die Menschen müssen eben nur aufhören, davon zu reden. Und endlich machen.

Mittwoch, 14. Februar 2024

Befreit das Netz

Der Medienwissenschaftler Martin Andree und der Medienrechtler  Karl-Nikolaus Peifer kritisieren in der Süddeutschen Zeitung die Macht von Meta, Google und Musk. Ihre These: Eine Handvoll Tech-Konzerne beherrscht das Internet - dabei könnten wir das leicht ändern und obendrein noch unsere Demokratie retten.

Es läuft viel schief im digitalen Raum

Nachdem lange Zeit Elon Musk mit seiner Plattform X für Schlagzeilen sorgte, ist nun wieder Mark Zuckerberg ran. Bei einer Anhörung vor dem US-Senat ging es um Onliemobbing, sexuelle Ausbeutung und Suizide von jugendlichen als Folge der Nutzung sozialer Netzwerke.
Zeitgleich werden weiter fremdenfeindliche, rassistische und antidemokratische Inhalten verbreitet.
Die Digitalkonzerne tragen damit zur Destabilisierung der Demokratie bei. Die Unternehmen verdienen dabei prächtig – sie ziehen 80 bis 90 Prozent aller digitalen Werbeeinnahmen auf sich

Monopolbildung mit katastrophalen Folgen für Wirtschaft und Politik

Die schönen Utopien der digitalen Anfangszeit liegen in Scherben. Die digitalen Monopole der Netzkerne Google, Amazon, Facebook, Apple, Microsoft und Tiktok ziehen den Großteil des digitalen Verkehrs an sich. Der Rest des Internets gleicht einem riesigen Friedhof. Die Tech-Riesen werden immer mehr Wertschöpfung absaugen, Anbieter aus Europa haben hier langfristig nicht die geringste Chance.

Ein Teufelskreis aus Digitalisierung, Monopolbildung und Verbreitung von Hass

Noch zerstörerischer sind die Effekte auf den Markt der Medien. Die drei größten Tech-Konzerne erzielen zwischen 80 und 90 Prozent der Werbeeinnahmen. Andere Redaktionen verlieren ihre Finanzierungsgrundlage. Der Teufelskreis aus Digitalisierung, Monopolbildung, algorithmischer Beschleunigung von Hass, Hetze, Häme und populistischen Parteien wird sich immer weiter beschleunigen. Die gigantische Dynamik von generativer KI für die Plattformen ist hier noch gar nicht mit eingerechnet.

Wir sind selbst schuld – und könnten es ändern

Diese Entwicklung ist Ergebnis der Fehlregulierung, denn wir haben uns jahrzehntelang immer wieder neu hinters Licht führen lassen. Wir - die Gesellschaft - könnten unsere Lage schnell verbessern, wenn wir einsehen würden, dass wir ausnahmslos alle von Big Tech übervorteilt werden. Es wäre möglich, die Monopole aufzubrechen. Wir könnten uns das Internet von Big Tech wieder zurückerobern.

Digitaler Neustart zur Befreiung im Netz

Dazu müssten der Staat, die Plattformen zwingen, die Urheber der Inhalte zu eröffnen, sofort würden wir den Traffic demokratisieren. Darüber hinaus könnten offene Standards dafür sorgen, dass Inhalte über Plattformgrenzen mitgenommen werden können. Außerdem müssten Übertragungswege und Inhalte getrennt werden und Drittanbieter zugelassen werden.
Die Plattformen verdienen Geld mit den Inhalten anderer, sogar mit strafbaren, rassistischen oder demokratiefeindlichen Inhalten. Deshalb fordern die Autoren, dass Intermediäre Inhalte nicht monetarisieren dürfen.

Wer Inhalte verbreitet, muss auch die Verantwortung dafür übernehmen

Wer die wirtschaftliche Verantwortung für strafbare Inhalte übernimmt, muss auch die inhaltliche Verantwortung übernehmen. Dazu benötigt es eine zentrale Anlaufstelle, die Big Tech auf Augenhöhe begegnen. Das Netz wird aktuell so reguliert, wie es die Digitalkonzerne wünschen. Innerhalb ihrer gigantischen Monopole regulieren sie sowieso uns und nicht mehr wir sie. Wir müssten die Souveränität zurückholen - innerhalb kürzester Zeit wäre die digitale Welt befreit.

Wir können den Hebel umlegen

Wenn wir uns das Netz zurückholen, haben Anbieter auf eigenen Domains wieder eine Chance, egal ob es sich um Redaktionen, Start-ups oder um den Rundfunk handelt. Hate Speech und Fake News könnten reduziert werden. Während unter den aktuellen Bedingungen digitaler Monopole niemand Geld in ein europäische Suchmaschinen stecken würde, könnte Europa wieder interessant werden.
Dass der "Digital Markets Act" und der "Digital Services Act" diesen dringend notwendigen Neustart nicht liefern, ist offensichtlich.
Ihr Plädoyer „Das deutsche Grundgesetz ist in nur neun Monaten entstanden. Wir aber schauen seit Jahren zu, wie unsere Demokratie und unsere freie Wirtschaft den digitalen Monopolen zum Opfer fallen. Dabei könnten wir den Hebel umlegen. Unsere Kinder würden es uns danken.“