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Dienstag, 12. August 2025

Wirtschaftsgeschichte: Zölle rauf! Zölle runter!

Im April hatte ich in meinem Blog einen Artikel über die Geschichte von Zöllen veröffentlicht, heute präsentiere ich einen Artikel in der ZEIT von Jan-Ottmar Hesse, der das historische Auf und Ab von Zöllen genauer betrachtet.  

Hohe Getreidepreise als Hemmnis in der industriellen Revolution 

Zu Beginn der industriellen Revolution waren Textilunternehmen die Schlüsselindustrie. Aufgrund hoher Kosten für Lebensmittel konnten sie ihre Kosten nicht weiter senken. Diese kamen durch Zölle zustande, die im Interesse der Landbesitzer ausländischen Getreide verteuerten. Im Zuge der Industrialisierung gerät die Landwirtschaft in die Defensive, die Getreidezölle fallen. In der Folge sinken die Brotpreise, allerdings geraten einheimische Agrarproduzenten unter massiven Druck. Außerdem entfallen die Zölle als Einnahmequelle. 

Der Freihandelsimperialismus der Briten 

Wissenschaftlich adelt wird diese Politik durch die Theorien von David Ricardo, dessen Idee des komparativen Kostenvorteils besagt, dass Länder ihren Wohlstand durch Spezialisierung auf Güter bei gleichzeitigem Export von anderen Güter steigen können. Beim Siegeszug des Freihandels helfen die Briten militärisch nach, wie z.B. in China als sie sich durch zwei Opiumkriege „Vertragshäfen“ sichern. 
Forscher nennen dies Freihandelsimperialsmus.: Erst als das Land den Zugriff auf ausländische Rohstoffreserven gesichert hat, hat es den Freihandel zu einer Ideologie und begründet eine Ära, die bis heute als Beleg herangezogen wird. 

Fallende Zölle ermöglichen Wirtschaftsboom 

Auch in anderen europäischen Staaten verbreitet sich die Idee des Freihandels, u.a. durch den Deutschen Zollverein, der 1834 die Zollgrenzen seiner Mitglieder aufhebt. Dieser bildet die Grundlage für die „kleindeutsche Nationalstaatsgründung“. Frankreich und Großbritannien vereinbaren eine Meistbegünstigungsklausel, d.h. alle Vereinbarungen, die mit dritten Handelspartnern getroffen würden, gelten jeweils für die Vertragspartnern. en gelten sollen.
Der Autor betont, dass es weitere Gründe für den Boom gibt: das Bevölkerungswachstum, das hohe Innovationstempo, der Bau des europäischen Eisenbahnnetzes und institutionelle Reformen. Sie führen damit zu einer Intensivierung des Welthandels, obwohl am Ende des 19. Jahrhunderts die meisten Länder wieder Zölle erhöhen. 

Der Protektionismus kehrt zurück

Frankreich begann 1870 wieder mit Zöllen, v.a. gegen landwirtschaftliche Importe. Die USA schraubten seit 1861 die Zölle hinaus. Auch im deutschen Kaiserreich kam es aus innenpolitischen Gründen zu Zöllen. Bismarck hofft auf eine Einnahmequelle und setzt auf die Machtbasis der Konservativen. Die höheren Zölle werden durch sinkende Transportkosten ausgeglichen, insgesamt wird der Handel billiger. 
Der erste Weltkrieg schränkte den Handel. Danach versuchten viele Länder, ihre Industrie durch Außenzölle zu schützen. Die USA setzte die Zölle auf 60 %, sogar Großbritannien wurde zum Protektionisten. 

Zollsenkungswelle nach 1945 

Erst nach 1945 kommt es wieder zu Zollsenkungen. Für den Autor hängt die Durchsetzung des Freihandels nicht nur mit wissenschaftlichen Argumenten und politischer Überzeugungskraft seiner Befürworter ab, sondern auch von der ökonomischen Lage. Die Weltwirtschaftskrise verhindert Zollsenkungen und auch nach dem Zweiten Weltkrieg sind es die günstigen wirtschaftlichen Entwicklungen. Treibende Kraft ist dieses Mal die USA. Sie erheben nur einen Wertzoll, d.h. einen bestimmten Geldbetrag. Bei steigendem Handel und steigenden Preisen sinkt also der Zollsatz. 

USA profitiert als führende Wirtschaftsmacht 

Wie ehemals Großbritannien profitieren nun die USA als die weltweit führende Wirtschaftsmacht am meisten von den globalen Absatzmärkten. Sie sind die treibende Kraft hinter dem General Agreement on Tariffs and Trade, kurz Gatt. Ziel des Vertrags sind Zollsenkungen und der Abbau von Handelsbeschränkungen. 1995 wird das um China erweiterte Gatt in die World Trade Organization (WTO) überführt. Es gibt weiter Handelshindernisse, auch war der Freihandel nicht umfassend. Neben niedrigeren Zollsätzen gab es Protektionismus wie die europäische Agrarpolitik.

Wendepunkt Trump: Handel beruht nicht mehr auf Gegenseitigkeit 

Donald Trumps Politik ist ein Wendepunkt. In allen Phasen galt der Grundsatz der Reziprozität –Handelspolitik beruht auf Gegenseitigkeit. Die Regierung Trump erwartet einseitige Zugeständnisse – die Zollpolitik wird Schauplatz eines politischen Kräftemessens – und viele müssen oder wollen sich darauf einlassen. 

Zusammenstehen gegen Trump 

Die Zölle steigen bereits auf Werte nach der Weltwirtschaftskrise. Diese Entwicklung trifft amerikanische Konsumenten ebenso wie andere Länder. Der Autor fordert deshalb, dass sich die internationale Staatengemeinschaft die historischen Errungenschaften historische Errungenschaft einer wechselseitigen Handelspolitik gegen Trumps handelsimperialistische Kampfansagen zu verteidigen.

Zölle und Handelspolitik in meinen Seminaren 

In meinen Angeboten zur Wirtschaftspolitik habe ich zwei neue Angebote: Bei einem Seminar zur Zollpolitik geht es um die Frage, ob Trumps Politik erfolgreich sein kann. Im Seminar zu weltweiten Handelskonflikten geht es um die Zukunft des Freihandels.