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Donnerstag, 23. Juni 2022

Das Ende des Welthandels?

In einem Essay in der Süddeutschen Zeitung beschreibt Nikolaus Piper das Ende des Welthandels. Durch Corona und den Ukraine-Krieg befürchtet er ein Auseinanderbrechen in mehrere Blöcke – keine gute Aussicht.

Globalisierung als Naturkraft?

Der Grad der Globalisierung bemisst sich beim Anteil des Handels am weltweiten Bruttoinlandprodukts. Von 16,7 % 1986 stieg der Anteil auf 31 % - Bill Clinton bezeichnete die Globalisierung als Naturkraft wie Wind und Wasser.
In den letzten Jahren ging diese Quote zurück: erst die Finanzkrise, dann die Corona-Krise, die zeigte, dass die Abhängigkeiten gefährlich werden können, wenn z.B. Medikamente oder Masken fehlen.

Kein Wandel durch Handel mehr?

Der Ukraine-Krieg versetzte nicht nur der Globalisierung einen weiteren Schlag, sie rüttelt auch an der Idee, dass man mit Ländern gewinnbringend Handel treiben kann, mit denen die Werte nicht übereinstimmen. Das seit den 70er Jahre geprägte Ziel „Wandel durch Handel“ gilt bei Russland und China nicht mehr: Russland ist nun der Feind und auch die Abhängigkeit zu China wird zunehmend kritisch gesehen.

Diversifizierung statt Deglobalisierung

Die Aussicht auf die Deglobalisierung findet Piper aber erschreckend. Der letzte Versuch die eigenen Volkswirtschaften zu schützen begann nach dem 1. Weltkrieg und endete mit der Katastrophe des 2. Weltkriegs. Die Öffnung der Gesellschaften nach dem 2. Weltkrieg hat zu Wohlstand, aber auch Verständnis geführt. Piper betont, dass dies auch nicht möglich sein wird. Selbst wenn die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen sinkt, Rohstoffe wie Lithium für Batterien wird weiter gebraucht.

Statt Hyperglobalisierung eine bessere Globalisierung?

Piper hat die Hoffnung auf eine Globalisierung der Gleichgesinnten. Die Lieferengpässe lassen sich nicht mit Autarkie, sondern mit Diversifizierung lösen – also mehr Lieferanten, sodass der Ausfall eines nicht so schlimm wäre. Bei elementaren Bereichen wie der öffentlichen Gesundheit oder nationalen Sicherheit muss die Globalisierung zurückstehen. Piper ist skeptisch, ob das so kommt, denn US-Präsident Biden setzt wie sein Vorgänger auf Protektionismus. „Offenbar wird der Übergang zu einer neuen, besseren Globalisierung nicht ohne Streit zu haben sein“.


Mittwoch, 8. Juni 2022

Wie viel Schulden kann sich Deutschland leisten?

In einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung geht es um den wachsenden Schuldenberg und die Folgen

Schulden können sinnvoll sein

Hier gilt die goldene Regel: Investitionen darf man auch über Kredite finanzieren die laufenden Konsumausgaben nicht
Das Geld kommt durch die Ausgabe von Staatsanleihen aus, die von Zentralbanken, Fonds und Privatinvestoren gekauft werden. Über die Hälfte kommt aus Deutschland, d.h. Millionen Bundesbürger leihen dem Staat Geld.
Grenzen gibt es fast keine: Die Schuldenbremse im Grundgesetz erlaubt Kreditaufnahmen im Umfang von 0,35 %. Im Moment gibt es heftige Debatte, ob die Schuldenbremse wieder eingehalten werden soll.

Zahlt der Staat seine Schulden zurück?

Wer eine Bundesanleihe erwirbt, erhält sein Geld zurück. Oft nimmt der Staat aber weitere Schulden auf, um die Schulden zurückzuzahlen. Die Schulden gehen nie auf Null – müssen sie auch nicht. Je mehr Wirtschaftsleistung eine Gesellschaft hat, desto höher können die Schulden sein. Deutschland hatte Ende 2021 Schulden in Höhe von 2,3 Billionen, dies entspricht einer Quote von 69 %- Im Vergleich zu anderen Staaten ist diese Quote moderat

Ausnahmen zur Schuldenbremse

Die Schuldenbremse kann im Falle von „Naturkatastrophen oder außergewöhnlichen Notsituation2n“ ausgesetzt werden. Dies ist während der Corona-Krise geschehen, also die Neuverschuldung 130 Mrd. (20209, bzw. 215 und 140 Mrd. in den Folgejahren betrug.

Folgen für die nächsten Generationen

Die Finanzierung öffentlicher Investitionen kann generationengerecht sein – eine zu hohe Schulden-last kann durch immer höhere Zinsen problematisch sein. Es kann aber auch zu wenig Verschuldung geben – wenn wir nichts investieren z.B. in eine klimaneutrale Zukunft könnte der Planet unbewohnbar werden.

Staatsverschuldung sind wichtig für die private Altersvorsorge

Ohne Staatsschulden hätten Bürger und Unternehmen kaum Möglichkeit ihr Geld anlegen. Sie bringen wenig Rendite, sind aber sicher.
Die Inflation reduziert kurzfristig die Zinslast, langfristig werden die Kosten der Tilgung durch die erhöhten Zinsen höher.