Werner Bartens geht in der Süddeutschen Zeitung mit unserem Gesundheitssystem hart ins Gericht: Dieses System ist krank. Schuld daran ist der Profitwahnsinn in der Medizin. Er widerspricht dem penetranten Selbstlob, dass Deutschland gut durch die Krise gekommen ist.
Kosten werden sozialisiert, die Gewinne privatisiert
Für Barents ist das deutsche Gesundheitssystem vollkommen heruntergewirtschaftet. Statt sich um die Daseinsfürsorge zu kümmern, ist es zu einem Industriezweig verkommen – einem sehr umsatzstarken.
Kliniken müssen Gewinne erwirtschaften, unrentable Abteilungen werden geschlossen, nicht lukrative Kranke sollen sich woanders auskurieren. Zurecht vermerkt er, dass bei Polizei und Feuerwehr niemand fordern würde, dass diese Gewinne machen sollen. Durch die Privatisierung gibt es eine Umverteilung von Geld aus dem Solidarsystem zur Vermehrung der Gewinne von Aktionären.
Patienten sind die Opfer
Wenn Chefärzte für Masse bezahlt werden, sind die Patienten die Opfer. Dass viele oft gut behandelt werden, liegt letztlich an der Selbstausbeutung von Ärzten und Pflegepersonal
Eine Ursache ist die Fallpauschale: Pro Diagnose bekommt das Krankenhaus eine bestimmte Summe. Es gibt also einen Anreiz weitere Diagnosen zu codieren, Kranke werden kränker gemacht als sie sind – oder „blutig entlassen“ Eine weitere Absurdität - Sonderzahlungen für viele Operationen. „Da kann die die Entscheidung für oder gegen einen Eingriff schon mal einseitig positiv ausfallen“
Es fehlen Leute, die pflegen und trösten
In Krankenhäusern sind neue Jobs entstanden: Codierfachkräfte, Hygienefachkräfte und Qualitätssicherer. Sie sorgen für viele Prüfplaketten, dafür fehlen Menschen, die anderen Menschen pflegen, trösten und ihnen beistehen.
Ein Haus würde zusammenbrechen
Bartens bringt einen interessanten Vergleich zum Hausbau, bei dem die Handwerker für jede Steckdose oder Wasserhahn behalt werden. Das Haus enthielte zu viele Steckdosen und schränke zum dreifachen Preis – und würde zusammenkrachen, obwohl die Handwerker bestens ausgebildet sind – und sie würden keine Mitarbeiter finden.