Henrik Müller fordert im SPIEGEL mehr Optimismus zu wagen.
Schlechte Nachrichten 2021
Es gab viele schlechte Nachrichten: Die Coronapandemie hat uns weiter im Griff, der Klimawandel ist längt spürbar. An der Ostgrenze von EU und NATO braut sich ein Konflikt zusammen, die USA sind auch unter Joe Biden weiter zerstritten. Ob Deutschlands neue Regierung den Herausforderungen gewachsen ist, muss sich erst noch erweisen.
Dennoch sieht Müller einen „stetigen Strom an Neuerungen, Verbesserungen und graduellen Verhaltensänderungen“ mit „erstaunlichen Folgen“.
Mehr Wohlstand
In den vergangenen fünf Jahrzehnten ist das deutsche Wohlstandsniveau, gemessen an der inflationsbereinigten Wirtschaftsleistung pro Einwohner, um rund das Zweieinhalbfache gestiegen.
Mit Ausnahme der Finanzkrise 2008/09 und der Coronakrise 2020 ging es immer nur bergauf.
Mehr Wohlbefinden
Zwischen 2000 und 2020 stieg die Lebenserwartung Neugeborener in Deutschland um drei Jahre. Auch das aktuell empfundene Wohlbefinden ist auf hohem Niveau. Müller fordert Probleme nicht zu ignorieren, im Gegenteil: die Thematisierung negativer Entwicklungen sieht er als Voraussetzung für langfristige Wachstumszuwächse.
Er teilt auch nicht das Argument sich von der Wachstumsideologie zu verabschieden, da sich Ressourcenverbrauch und Wohlstandszuwachs längst entkoppelt haben. Aber der Umstieg auf eine klimaneutrale Wirtschaftsweise erfordert keineswegs den Abschied vom ökonomischen Fortschritt, sondern im Gegenteil seine Beschleunigung.
Keine Selbstläufer
Müller betont, dass dies alles kein Selbstläufer ist und verweist auf die Geschichte, in der es immer wieder Rückschläge gab. Es braucht einige Rahmenbedingungen, darunter verlässliche Institutionen, gesellschaftlichen Zusammenhalt und eine stabile internationale Ordnung. Daher sieht er in aktuellen Krisensymptomen– politische Polarisierung, gesellschaftliche Risse im Zuge der Pandemie, geopolitische Konfrontation – Warnsignale, die das Potenzial haben, den langfristigen Zug des Fortschritts spürbar zu bremsen.