In den Samstag-Ausgaben der Süddeutschen Zeitung sind zwei
interessante Essays erschienen, die sich mit der Vergangenheit und der Zukunft
des Welthandels und der Globalisierung beschäftigen.
Erst kommen Zölle, dann folgt der Krieg
Der Titel des Essays von Nikolaus Piper ist etwas provokativ,
die Bedeutung von Frieden beim internationalen Handel kann aber sicher nicht
hoch genug eingeschätzt werden.
Seine Thesen: Wohlstand ohne Welthandel ist nicht möglich.
Sein Verdacht: Nicht nur Trump hat das nicht verstanden. Er hofft, dass
Globalisierungsgegner von rechts und links aus der Geschichte lernen
In der Vergangenheit haben Konflikte beim Handel zu Kriegen
geführt, wie z.B. die Boston Tea Party. Handel zwischen Länder wiederrum hat
nicht zu Wohlstand, sondern auch zu Frieden geführt.
Die Globalisierung macht auch Angst
Die Globalisierung im 19. Jahrhundert schaffte zwar
Wohlstand, sie machte aber auch Angst, und sie half den Armen nicht. So
entstand einerseits eine linke Arbeiterbewegung, andererseits eine militante,
nationalistische, antiliberale und meist auch antisemitische Rechte, die den
Schutz der heimischen Wirtschaft vor ausländischer Konkurrenz verlangte.
Internationale Zusammenarbeit nach dem 2. Weltkrieg
Nach dem Krieg entstanden Regeln für den internationalen
Warenaustausch. Es entstanden der Internationale Währungsfonds IWF zur
Versicherung gegen Zahlungsbilanzkrisen und das Allgemeine Zoll- und
Handelsabkommen GATT, aus dem später die Welthandelsorganisation hervorging.
Entwicklung kippt nach dem Kalten Krieg
Der Autor sieht in Chinas Verhalten ein Grund für die
gegenwärtige Krise
Am 11. Dezember 2001
wurde China Mitglied der WTO und genießt alle Vorzüge dieser Mitgliedschaft. Es
hält in der WTO aber bis heute den Status eines Entwicklungslandes und
praktiziert mit dieser Begründung einen protektionistischen Schutz der eigenen
Industrie, der für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Erde längst nicht mehr
akzeptabel ist.
Die Vorwürfe von Trump sind also ein Stück weit berechtigt, so der Autor: Auch deshalb hatte die WTO auch schon vor Trump viel von ihrer Autorität eingebüßt.
Die Vorwürfe von Trump sind also ein Stück weit berechtigt, so der Autor: Auch deshalb hatte die WTO auch schon vor Trump viel von ihrer Autorität eingebüßt.
Wiederholt sich die Geschichte?
Wie im 19. Jahrhundert hat der grenzenlose Handel eine
militante Antiglobalisierungsbewegung hervorgerufen. Zunächst kam der Protest
nur von links. Die "Schlacht von Seattle" 1999 wird auch heute noch
in der Szene als Erfolg gefeiert. Inzwischen haben sich auch die
Rechtspopulisten des Themas angenommen. Das "alte Modell der
Globalisierung" habe ausgedient, sagte Ungarns Ministerpräsident Viktor
Orbán dem chinesischen Fernsehen. Und Trump ist dabei, die WTO vollends zu
demontieren.
Abschied von der Welt-Wirtschaft
Ganz ähnlich argumentiert Jan Willmroth in seinem Essay
Abschied von der Welt-Wirtschaft. Er sieht Anzeichen für eine De-Globalisierung und befürchtet
einen katastrophalen Umbruch. Es geht nicht nur um Handel, sondern um die
Zukunft internationaler Kooperation.
Die Ära der Globalisierung neigt sich dem Ende zu
Trotz
aller Kritik hat die Globalisierung den Wohlstand in einem bisher nie gekannten Maße gemehrt.
Nun droht ganzen Weltregionen eine Abwärtsspirale.
Die Gefahr, dass die Globalisierung in ihrer bisherigen Form
nun enden könnte, ist eng verknüpft mit der Präsidentschaft von Donald Trump,
in dessen Abschottungspolitik die stumpfe Gewalt eines Baseballschlägers auf
die jahrzehntelang gewachsene Komplexität globaler Warenströme trifft.
Wie Piper sieht Willmroth den Beginn der Krise bereits im Beitritt Chinas zur Welthandelsorganisation: China nutzte eine billige Währung,
erschwerte Ausländern den Marktzutritt und sperrte selektiv Importe aus. Diese
doppelbödige Strategie wurde vielen Politikern zum Vorbild.
Den schwersten Schlag versetzte der Globalisierung aber ausgerechnet
die globalisierten Finanzmärkte ab 2007. Hinzu kommt, dass sich für viele Menschen, z.B. die unteren
Mittelschichten in den Industrieländern, das Wohlstandsversprechen der globalen
Vernetzung nicht eingelöst hat.
Eine Handelsordnung für das neue Jahrtausend
Mit dem Autor ist zu hoffen, dass Trump und seine
Mitstreiter die Welthandelsorganisation nicht beerdigen werden:
Vielleicht geschieht noch ein Wunder und es gelingt
tatsächlich eine Reform, die eine Handelsordnung für ein neues Jahrhundert des
Fortschritts begründet... Handelsschranken können Waffen sein, und wer diese
einsetzt, wird sich auch anderer Methoden bedienen, sobald es ernst wird.