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Montag, 20. Oktober 2025

Schafft die Teilzeit ab!

Oliver Klasen stellt in der Süddeutschen Zeitung eine kontroverse Forderung über Frauen in der Arbeitswelt auf: Schafft die Teilzeit ab! Um die Deutschen und die Arbeitszeit geht es in meinem Seminar im Bereich Wirtschaft und Soziales

Gegen die Intuition: Eine reduzierte Vollzeit für alle 

In vielen Familien arbeitet der Mann Vollzeit, die Frau ungefähr 50 Prozent. Die Gleichstellung stockt, deshalb fordert der Autor eine radikale Wende. Statt wie vom Kanzler gefordert, mehr zu arbeiten, sollte die Standardarbeitszeit auf knapp über 30 stunden – bei vollem Lohnausgleich. Teilzeitverträge sollten nur in Ausnahmefällen zugelassen werden. Er erhofft sich dadurch mehr Gelichstellung und eine Dynamik der Wirtschaft. 

Frauen stecken in der Teilzeitfalle 

Frauen haben höhere und bessere Abschlüsse in Schule und Studium. Wenn die Frau Mutter wird, ist es mit der Gleichstellung vorbei –Frauen bleiben oft bei einer Teilzeitstelle, selbst wenn Kinder in Kindergarten und Schule kommen. Durch Ehegattensplitting und beitragsfreie Mitversicherung schafft der Staat auch keine Anreize. Selbst die Einführung des Elterngelds hat nichts fundamental verändert – viele Frauen sind in der Teilzeitfalle. Prägend ist auch das übertriebene Mutterideal: Millionen Frauen tragen tagtäglich ein schlechtes Gewissen mit sich herum, wenn sie ihre Kinder in die Kita geben. Nicht umsonst ist Rabenmutter ein deutsches Wort, für das es in anderen Sprachen keine richtige Entsprechung gibt.

Ohne Effizienz ist alles nichts

Der Autor fordert eine Vollzeit um die 30 Stunden, die von Arbeitgeber und Arbeitnehmer je nach Branche frei verhandelt werden sollten. Die Einführung von künstlicher Intelligenz könnte in die Verkürzung der Arbeitszeit fließen. Unternehmen sollten innerbetriebliche Bürokratie wie viele Besprechungen reduzieren.  Durch den Wegfall von sinnlosen Verwaltungs- und Dokumentationsaufgaben könnte ein Effizienzgewinn von zehn Prozent erreicht werden. 

Wer soll das bezahlen?

Der Ökonom Enzo Weber befürchtet 25 Prozent höhere Kosten bei einer Reduzierung der Wochenarbeitszeit bei vollem Lohnausgleich. Hinzu kommen die Sorgen durch Trump, die hohen Energiepreise und die Wachstumsschwäche. Dennoch hält der Autor es für möglich: Die Motivation der Arbeitskräfte würde steigen, hinzu kommen aber viele qualifizierte Frauen zur Reduzierung des Personalmangels. Außerdem steigt die Leistung eines Arbeitnehmers nicht linear mit der Stundenzahl. Psychologen gehen davon aus, dass das Optimum eher bei 30 als bei 40 Stunden liegen. 

Wir steigern das Bruttosozialprodukt

Notwendig wäre ein verlässlicher Ausbau der Kinderbetreuung, aber auch Männer müssen mehr Care-Arbeit übernehmen. Minijobs müssten konsequent abgeschafft, Teilzeitverträge erschwert werden. Nur wenn um die 30 Stunden die neue Normalarbeitszeit ist, fließt auch tatsächlich mehr Geld in die Rentenkasse, und das Problem, dass in den kommenden Jahren Millionen Menschen aus der sogenannten Boomer-Generation in Ruhestand gehen, wird abgemildert. Branchen, die diese Effizienzgewinne nicht so leicht erzielen könnten, müssen solidarisch unterstützt werden. 

Keine Vier-Tage-Woche 

Die Reduzierung der Arbeitszeit bedeutet nicht die Einführung einer Vier-Tage-Woche. Für den Autor spricht viel dafür, dass ein Malerbetrieb auch künftig an fünf Tagen in der Woche Aufträge annimmt. Vielleicht kommt aber künftig öfter mal eine Malerin.