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Mittwoch, 4. Dezember 2024

Zwei Jahre ChatGPT - Weiß alles, halluziniert bloß manchmal

Nicolas Kilian schreibt in der ZEIT  über künstliche Intelligenz, die die Wirtschaft revolutionieren könnte. Ein Blick auf verschiedene Branchen zeigt, dass es aber noch einige Hindernisse gibt. 

Hohe Erwartungen und viel Geld

Amerikanische Tech-Bosse preisen die generative künstliche Intelligenz: Vergleichbar mit dem Internet oder gar Feuer und Elektrizität, die "Wohlstand und Reichtum bringen, wie sie die Welt noch nie gesehen hat". Entsprechend viel Geld wird investiert - allein in diesem Jahr investieren Meta, Microsoft, Alphabet und Amazon weit über 200 Milliarden Dollar, einen großen Teil davon in die Fortentwicklung von KI. Inzwischen werden Zweifel laut. Investoren haben Bedenken, ob die hohe Kosten gerechtfertigt sind und sehen die Gefahr einer Spekulationsblase.

Siemens spart Zeit

Siemens ist bereits 177 Jahre alt. KI wird eifrig getestet, lukrative Anwendungsfelder werden gesucht. Mit KI werden riesige Menschen firmeneigener Dateien besser nutzbar gemacht werden – Mitarbeiter können schneller auf Informationen zurückgreifen. Auch ein Programmier-Assistenz soll die Mitarbeiter effektiver machen.  Viele Unternehmen stehen aber noch am Anfang, besonders für kleinere Unternehmen sind die Ausgaben im Vergleich zum Ertrag enorm.

Ein Finanzdienstleister setzt auf Chatbots

Eine weitere Evolutionsstufe sind digitale Butler, die Nutzern ganze Arbeitsschritte abnehmen: Geschäftsreisen buchen, Termine vereinbaren, Bestellungen aufnehmen. Der Zahlungsdienstleister Klara bietet einen Vorgeschmack auf die Zukunft. Dort beantworten Chatbots bereits zwei Drittel der Kundenanfragen. Der Bot ist Tag und Nacht im Einsatz, spricht 35 Sprachen. Menschen werden nicht gänzlich verschwinden und müssen bei komplexeren Fällen eingreifen.

Eine Anwaltskanzlei ist vorsichtig mit KI

Anwaltskanzleien sind vorsichtiger. Obwohl es auch hier leistungsfähige Sprachmodelle gibt, wird der Chatbot bei A&O Shearman nur selten genutzt. Ein Grund: Eine verlässliche juristische Einschätzung kann die KI nicht reffen – noch nicht.
Eine juristische Frage könnten Fehler werden, denn die. Sprachmodelle geben manchmal Antworten, die überzeugend klingen, aber frei erfunden sind – die KI halluziniert. Die Systeme müssen überwacht und die Antworten häufig nachbearbeitet werden – das kostet Zeit. Erst wenn die Systeme zuverlässig genug seien, könne man damit ganze Prozesse automatisieren. Dennoch wäre es ein Fehler, nur auf die heutigen Fähigkeiten der Systeme zu blicken.

Die Volkswirtschaft profitiert später

Auf ganze Volkswirtschaft übertragen braucht es Geduld – und viel Geld. Ein Experte spricht von einer Basistechnologie, vergleichbar mit der Dampfmaschine, dem PC oder dem Internet. Es muss viel investiert werden, bevor sie überhaupt einen Mehrwert. Erst in einigen Jahren werden die Auswirkungen im Wirtschaftswachstum oder der Arbeitsproduktivität von Ländern zu sehen sein.
Die Wetten sind riskant. „Darauf, dass KI bald keine Fakten mehr erfindet. Dass die wirtschaftlich bedeutsamen Anwendungen schon kommen werden. Und dass KI nicht nur einzelne Branchen verändert, sondern gänzlich neue Wirtschaftszweige entstehen lässt.“

Undenkbares kann möglich werden

Aber es ist möglich. Wer hätte vor einigen Jahren gedacht, dass Geschäftsmodelle wie Google, Amazon oder Tiktok möglich sind. Sie gehören zu den wertvollsten unternehmen der Welt und finanzieren nun KI. Ein Unterschied zur Dotcom-Blase in den 2000er Jahren, als Kleinanleger den Hype finanzierten und viele Geld verloren.