Gibt es einen natürlichen Zins?
Harald Freiberger diskutiert in seinem Artikel Ist die EZB gar nicht schuld an den niedrigen Zinsen die Idee eines natürlichen Zinses, bei dem der Gütermarkt im Gleichgewicht und das Preisniveau stabil ist.Das würde bedeuten, dass das Angebot, also die Ersparnisse der Bürger der Nachfrage aus den Krediten besteht. Dieses Konzept ist hoch umstritten, viele halten es für ein rein theoretisches Konstrukt.
Angebot und Nachfrage haben sich verändert
Plausibel ist die Argumentation, dass sich beim Angebot und der Nachfrage von Geld einiges verändert haben.Freiberger nennt hier demographische Ursachen: Die Generation der Babyboomer, die langsam in die Rente kommt, konsumiert heute weniger und spart mehr als frühere Generationen, auch weil sie fürchtet, dass die staatliche Rente künftig nicht mehr reicht
Und auch die Nachfrageseite hat sich verändert. Die digitalisierte Wirtschaft ist weit weniger kapitalintensiv: Ein Konzern wie Facebook braucht nur ein Verwaltungsgebäude und nicht ein weltweites Netz von Fabriken wie ein Automobilkonzern.
Es wird zu viel gespart und wenig nachgefragt
Weniger vorsichtig argumentiert Thomas Fricke, in seinem Essay „Gebt das Geld lieber Leuten, die damit etwas Sinnvolles machen (also nicht den Banken)“Er nennt eine ganze Reihe von Gründen dafür, dass es ein Zuviel an Erspartem gibt:
• weil in der Wirtschaft seit Jahren zu wenig investiert wird,
• Staaten weniger bis keine neuen Schulden aufnehmen,
• es zu viele Reiche gibt,
• die Reichen sparen und ihr Geld gar nicht mehr ausgeben (können)
• und seit der großen Finanzkrise auch sonst einfach zu viel gespart wird;
• außerdem weil Bilanzen aufgeräumt werden
• und die Perspektiven zu investieren eher wackelig erscheinen.